12.01.2020 - 03.02.2020 200hr YTT Vinyasa
"Irgendwann werde ich mal Yogalehrerin!"
Das war ein Satz, den ich bereits zu Zeiten meines Studiums immer mal wieder gesagt habe, ohne jemals eine einzige Stunde Yoga mitgemacht oder irgendeine Erfahrung auf der Yogamatte gesammelt zu haben. Erst ein paar Jahre später rollte ich zum ersten mal wirklich meine Yogamatte zu Hause aus und startete mit ein paar Youtube Videos für Anfänger. Ein besonderes Dank gilt hier der tollen Mady Morrison mit ihren absolut genialen Yogavideos. Schnell erkannte ich, dass ich im Yoga etwas gefunden hatte, was ich bislang bei keiner anderen Sportart entdeckt hatte. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht einmal, was genau dieses "etwas" war, aber ich blieb wortwörtlich "auf der Matte".
Mich faszinierte die Beweglichkeit, Flexibilität und Dynamik der verschiedenen Yogalehrer und Yogastile und gleichzeitig auch die Ruhe, die ich nach den Übungen auf meiner Matte in mir fand.
Ich erinnere mich noch an meinen ersten herabschauenden Hund. "Die Fersen streben Richtung Boden, müssen ihn aber nicht berühren...", schallte es aus meinem Tablet. Dass ich damals nicht nur meilenweit mit meinen Fersen vom Boden entfernt war und ich, anstatt in dieser Pose "Ruhe und Entspannung" zu finden eher das Gefühl hatte, allein hierbei schon ungeübt einen Marathon laufen zu müssen, spornte mich an weiterzumachen. Ich meldete mich vom Fitnesscenter ab, welches ich bis dahin regelmäßig mehrmals die Woche besuchte und konzentrierte mich zum ersten mal auf MICH. Ich wollte wissen, ob auch ich eines Tages diese Flexibilität und diesen Anmut in den einzelnen Asanas erreichen kann. Mehrfach die Woche klickte ich mich also durch verschiedenste Yogakanäle, las Bücher zum Thema Yoga und rollte meine Matte aus, wann immer ich die Zeit dazu fand. Und noch wichtiger... wann immer ich LUST dazu hatte. Nicht, wann mir ein äußerer Druck, sich fit halten zu müssen sagte: "Los, raff dich auf und ab ins Fitnesscenter!", sondern weil ich es genoss. Kein ständiges Vergleichen mit anderen Teilnehmern, keine Konkurrenz, kein Zeitdruck... nur meine Matte und ich. Je tiefer ich in den Yoga eintauchte, desto mehr erkannte ich auch, dass es sich nicht bloß um ein bisschen Bewegung und das Erreichen ultimativer Flexibilität handelte, sondern vielmehr darum sich selbst, seinen eigenen Körper wahrzunehmen und vor allem seine eigenen Grenzen kennenzulernen. Diese Grenzen dann jedoch nicht als Limitation oder Schwäche aufzufassen, sondern sie zu akzeptieren und mit Geduld und wachsender Selbstliebe festzustellen, dass diese Grenzen sich ständig neu setzen lassen. Die Erkenntnis, dass sich mit der Zeit, mit Hingabe und regelmäßiger Praxis immer mehr Flexibilität und Stärke sowohl körperlich, als auch im Geiste erreichen lassen und sich dazu eine wunderbare Körperwahrnehmung entwickelt, hat den Yoga seither zu meiner Leidenschaft gemacht.
Doch wie kam es dann dazu, dass ich tatsächlich eine Ausbildung zur Yogalehrerin machte? Nun, ich übte zunächst 1,5 Jahre nur für mich. Zu Hause vor dem Spiegel auf der Matte. Ich besuchte zwar auch einzelne Kurse, fand jedoch hier nie so wirklich die richtige Verbindung. Es war mir entweder zu viel Mantragesang und ein Overload an Spiritualität oder schlichtweg zu langweilig. Mit wachsender Routine und Übung wuchs auch mein Verlangen nach mehr Wissen. Ich wollte die Asanas wirklich richtig kennenlernen und deren korrekte Ausführung beherrschen um meinen Körper vor Verletzungen durch falsch ausgeführte Praxis zu schonen, aber auch um tiefer in die Lehre einzutauchen.
So schaute ich immer mal wieder nach Yogalehrerausbildungen in Deutschland, fand jedoch zumeist die Ausbildung in Wochenendkursen, was nicht mit meiner Arbeit vereinbar war. Zudem hatte ich immer vor meinem inneren Auge das Bild, diese Erfahrung in einem asiatischen Land mit der passenden Natur und dem Ursprung zu machen. So stieß ich eines Tages auf die YogaUnion in Bali/ Ubud. Da ich bereits vor 3 Jahren einmal in Bali war und es mir unglaublich gut gefallen hat, fiel die Entscheidung schnell. Ich meldete mich für die 200h Vinyasa Yogateacher Ausbildung an und bekam direkt eine positive Rückmeldung. Hier hatte ich von Beginn an ein gutes Bauchgefühl. Die Organisation per Mail erfolgte schnell und sehr freundlich und ich buchte schnell meinen Platz und entsprechende Flüge. Noch ein halbes Jahr musste ich dann bis zum Beginn meines Abenteuers warten. Ich verfolgte die Instagram Beiträge der YogaUnion Tag für Tag. Nahm die tolle Atmosphäre der YogaShala in den Reisfeldern in Ubud in mich auf und stellte mir vor, wie es wäre nun selbst dort zu sein. Ich bekam eine Mail, dass ich zur Vorbereitung auf die intensive Fortbildung idealerweise 5 mal in der Woche Yoga praktizieren sollte. Natürlich war das für mich eine Freude, denn nun hatte ich ein klares Ziel vor Augen. Ob ich wirklich Yoga unterrichten werde oder mich nur selbst weiter mit dem Yoga auseinander setzen wollte stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest. Aber ich wollte es einfach wissen. In den Monaten vor der Training traute ich mich dann erstmals auch an Haltungen wie den Kopfstand, den Spagat und Armbalancen heran. Immerhin wollte ich nicht ganz wie ein Anfänger dastehen. Mit viel Übung und Geduld stand ich dann auch irgendwann auf dem Kopf und war bereit für mein eigenes Abenteuer: Yogalehrerin werden.
Kurz vor der Abreise war ich dann doch recht nervös. Ich, ganz alleine auf der Reise in ein Land so weit weg. Mein wundervoller Freund unterstützte mich jedoch auf meinem Weg so sehr, dass ich mit gutem Gewissen, aber auch ein wenig Sehnsucht und großer Aufregung im Flieger saß. Der Flug war wirklich lang und anstrengend, jedoch wurde 2 Tage vor Beginn des Trainings eine Whatsapp Gruppe erstellt, in der man alle Teilnehmer kennenlernen konnte. Und so traf ich in Istanbul im Flughafen Wolfgang aus Österreich. Einen Teilnehmer, der auch auf der Reise zur YogaUnion war. Wir verbrachten gemeinsam die Wartezeit im Flughafen und fühlten uns gleich verbunden durch unser gemeinsames Ziel. Mitten in der Nacht erreichten wir den Flughafen in Denpasar, wo bereits unser Fahrer auf uns wartete.
Bei tropischer Hitze und Regen empfing Bali uns! Nach einer Nacht bei prasselndem Regen erwachte ich, als der Hahn vor meiner Tür mich weckte und traf mich mit Kayla und Ally zum Frühstück. Zwei Mädels, die auch Teilnehmerinnen der Yoga Ausbildung waren.
Der erste Unterrichtstag startete nach einer ruhigen Nacht um 07.00. Wir begannen den Tag mit einer Eröffnungszeremonie in weiß. Hier wurden alle Teilnehmer begrüßt und gesegnet. Es war eine neue und tolle Erfahrung in unvergleichlicher Umgebung in einer wunderschönen Shala mit rauschenden Reisfeldern und dem leisen Surren der Grillen im Hintergrund.
Die erste Morgenmeditation fand nach der Eröffnungszeremonie statt. Im Schneidersitz auf dem Boden sitzen und einfach nur atmen ist gar nicht so einfach. Ich versuchte jedoch alles in mir aufzunehmen und bin voller Aufmerksamkeit dabei. Unsere Lehrerin Aakanksha kommt ursprünglich aus Indien und ist wirklich toll. Ihre beruhigende Art und ihre weise Art vermitteln die Grundlagen der Meditation verständlich und klar.
Anschließend folge die erste Vinyasa Einheit für unsere eigene tägliche Yogapraxis.
Ourania startete diese Stunde mit den Worten "... wir lassen es heute langsam und einfach angehen, da ihr sicher von der langen Anreise müde seid!". Auch, wenn die erste Einheit bei 35 Grad tropischem Klima und Jetlag alles andere als einfach war, hielt ich bis zum Schluss durch und war stolz auf mich, dass ich besser mitmachen konnte, als ich es von mir erwartet hätte.
Nach dem Training erwartete uns unser erstes Frühstück. Hungrig und zufrieden wartete ein wahnsinnig tolles Buffet auf uns. Tropische Früchte, Kokosjoghurt und leckeres Granola landeten ab diesem Tag nun jeden Tag der 3,5 Wochen auf meinem Teller.
Nach der Stärkung folgte in den ersten 1,5 Wochen nun Yogaphilisophie. Auch hier lehrte uns Aakanksha die 8 Pfade des Yoga, die wichtigsten Pfeiler der Lehren des Patanjali und Co.
Nach einer Mittagspause ging es dann weiter mit der Alignment Class - hier lernen wir das erste mal gegenseitig die einzelnen Asanas zu lehren und sie an uns zu korrigieren. Vor allem aber auch, die Asanas anzuleiten und die passenden Anweisungen zu geben. Gar nicht so einfach, wie das in all den Youtube Videos immer so aussieht. Aber es macht wahnsinnig viel Spaß. Am Nachmittag folgte noch eine Stunde Yin Yoga zur Dehnung und Entspannung. Nach einem anstrengenden und schönen ersten Tag genau das Richtige. Unser Abendessen fand auch in dem kleinen Warung nahe der Shala statt. Hier war dann Zeit für tiefere Gespräche bei leckerem Buffet und um die Seele baumeln zu lassen. Nach dem Abendessen ging es dann in meine Unterkunft. Tiefenentspannt und ausgepowert fiel ich schnell in den Schlaf.
Die nächsten Tage verliefen vom Stundenplan her gleich. Passend zur Morgenmeditation um 7 Uhr weckten mich die Hähne vor meiner Tür, es folge der Vinyasa Flow, Frühstückspause, Philosophieunterricht in den ersten 1,5 Wochen und danach Anatomie, Mittagessen, Alignment Class am Nachmittag und abends fand entweder ein Workshop (z.B. ein Handstand Workshop) eine Yin- oder Astanga Stunde statt. Die Tage vergingen wir im Flug. Es war einfach toll. Man lernte sich immer besser kennen und hatte nach wenigen Tagen schon das Gefühl, sich ewig zu kennen. Ich machte die Erfahrung, dass wir irgendwie alle gleich waren, auch wenn wir in völlig unterschiedlichen Ländern lebten. Man fühlte sich schnell geborgen in der neuen kleinen Yoga Familie. Nach den ersten 3 Tagen fühlte ich zwar die körperliche Anstrengung deutlich, war aber überrascht, dass ich dennoch alle Einheiten sehr gut mitmachen konnte.
Der Muskelkater verflog während des regelmäßigen Trainings schnell und ich konnte bereit nach einer Woche feststellen, dass ich stärker und flexibler wurde. Es machte unendlich viel Spaß zu sehen, dass ich plötzlich in der Lage war Asanas zu praktizieren, welche für mich zuvor undenkbar weit weg gewesen waren. Armbalancen und der Kopfstand klappten jetzt ohne Probleme und auch an neue Asanas, wie den Unterarmstand wagte ich mich nun mit wachsendem Erfolg heran. Ich lernte so viele unglaubliche Menschen kennen - ein besonderes Dankeschön gilt hier auch der bezaubernden Französin Camille, welche mich zu meinem ersten Tattoo begleitet hat.
Es folgten viele weitere aufregende und herausfordernde Tage, doch ich genoss die Kombination aus Anstrengung, Meditation und tropischem Klima.
Die letzte Woche mit der praktischen Prüfung und dem theoretischen Examen brach an. Wir mussten nun alle unsere eigene Yogastunde unterrichten. Ich war in der Nacht so aufgeregt, dass ich kaum ein Auge zutat.
Dann war es soweit.
Ich stand vorne in der Shala, vor all meinen lieben Yogis und unterrichtete. Ich war nervös, aber es machte riesigen Spaß, wie alle meinen Anweisungen folgten und ich so viel positive Energie zurückbekam.
Einfach unbeschreiblich.
An diesem Abend ließen wir es alle so richtig krachen und sprangen mitten in der Nacht noch einmal alle gemeinsam in den Pool. Auf Wiedersehen Bali!!! Dir gehört mein Herz! Ich komme wieder und diesmal sogar als Yogalehrerin! Namasté
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